05.09.2008 von
Thema: 'Drunt in der Lobau': Wer kann's im Wiener Dialekt?
05.09.2008 von
05.09.2008 von System1
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Dieser Liedtext ist wohl österreichisches Standarddeutsch. Ich würde ihn jedoch gerne im Wiener Dialekt singen und möchte fragen, ob mir jemand die genaue Aussprache hineinschreiben kann. Oder gibt es eine Aufnahme mit dem korrekten Wiener Dialekt?
Wo die Donau mit silbernen Armen umschlingt
s letzte Stückerl vom träumenden Wien,
wo die Einsamkeit winkt,
wo die Nachtigall singt
und das Heimchen noch nistet im Grün,
dort lacht das Glück aus tausend Zweigen,
dort ist der Blütenduft so eigen
am stillen Waldrand,
wo ich mein Liebchen fand.
Drunt in der Lobau, wenn ich das Platzerl nur wüßt,
Drunt in der Lobau hab ich ein Mädel geküßt;
Ihre Augerln war'n so blau
Als wie die Veigerln in der Au
Auf dem wunderlieben Platzerl in der Lobau!
Und die Stunden vergingen, wir saßen beim Teich,
und wir hatten einander so lieb.
Und die Vöglein, sie zwitscherten alle zugleich
uns ihr Lied – daß es immer so blieb!
Wir träumten unser schönstes Märchen.
Wir waren ein verzaubert Pärchen,
das in der Traumwelt
sich fest umschlungen hält.
Drunt in der Lobau, wenn ich das Platzerl nur wüßt ...
Doch es kam dann ein Tag,
und ich ging durch den Hag
so wie einst, als die Welt noch so schön,
hörte nicht aus den Zweigen der Nachtigall Schlag,
konnt die Blümlein am Weg nicht mehr sehn.
in meinen Herzen brannt ein Sehnen,
aus meinen Augen fielen Tränen,
am stillen Wegesrand,
wo einst mein Liebchen stand.
Drunt in der Lobau, wenn ich das Platzerl nur wüßt ...
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05.09.2008 von JoDo
Da kann ich einmal mit einer Antwort aufwarten!
So, wie ich das im Ohr habe, wird das Lied NICHT im Dialekt gesungen, sondern nur in einem Wienerischen Tonfall, der sich in so Kleinigkeiten, wie:
... wenn ich das Platzerl nur wüßt, ... - ... wãn i des Bladsal nua wissd ...
äußert, aber auch nur andeutungsweise, und nicht durchgehend, und vor allem nicht so vordergründig, wie das Geschriebene vermuten lässt.
Interessantes erfährt man auf:
http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Strecker_(Ko...)
Tonbeispiel:
http://www.lucrette.nl/drunt_in_der_lobau.htm
05.09.2008 von System1
... Interessantes erfährt man auf:
http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Strecker_(Ko...)
Tonbeispiel:
http://www.lucrette.nl/drunt_in_der_lobau.htm
Danke. Aber wie gesagt, ich brauche die Aussprache des ganzen Liedes. Dein Tonbeispiel ist leider zu undeutlich.
Das Leben des Komponisten Strecker (Nazi-Gauobmann) und des sehr begabten Texters Fritz Löhner-Beda (von den Nazi ermordet) habe ich berreits gründlich erforscht.
05.09.2008 von JoDo
Vielleicht hast Du mich falsch verstanden:
Dieses Lied ist im wienerischen Tonfall, aber nicht im Dialekt geschrieben und gehört
UM GOTTES WILLEN JA NICHT IM DIALEKT!!!!!
gesungen.
JoDo
05.09.2008 von JoDo
Eine ganz gute Quelle für Wienerlieder im Allgemeinen ist:
http://www.radiowienerlied.at/musiknoten.asp
Da gibt es - nach Registrierung - viele Wienerlieder als Noten und in mp3-Beispielen als download.
Leider ist "Drunt in der Lobau" nicht darunter.
05.09.2008 von JoDo
Sei´s drum! Gewagt, aber doch, Du hast gebeten, also sei Deiner Bitte entsprochen - vielleicht auch nur, um zu belegen, dass das SO nicht geht ...
Wo die Donau mit silbernen Armen umschlingt
s letzte Stückerl vom träumenden Wien,
wo die Einsamkeit winkt,
wo die Nachtigall singt
und das Heimchen noch nistet im Grün,
dort lacht das Glück aus tausend Zweigen,
dort ist der Blütenduft so eigen
am stillen Waldrand,
wo ich mein Liebchen fand.
Drunt in der Lobau, wenn ich das Platzerl nur wüßt,
Drunt in der Lobau hab ich ein Mädel geküßt;
Ihre Augerln war'n so blau
Als wie die Veigerln in der Au
Auf dem wunderlieben Platzerl in der Lobau!
Und die Stunden vergingen, wir saßen beim Teich,
und wir hatten einander so lieb.
Und die Vöglein, sie zwitscherten alle zugleich
uns ihr Lied – daß es immer so blieb!
Wir träumten unser schönstes Märchen.
Wir waren ein verzaubert Pärchen,
das in der Traumwelt
sich fest umschlungen hält.
Drunt in der Lobau, wenn ich das Platzerl nur wüßt ...
Doch es kam dann ein Tag,
und ich ging durch den Hag
so wie einst, als die Welt noch so schön,
hörte nicht aus den Zweigen der Nachtigall Schlag,
konnt die Blümlein am Weg nicht mehr sehn.
in meinen Herzen brannt ein Sehnen,
aus meinen Augen fielen Tränen,
am stillen Wegesrand,
wo einst mein Liebchen stand.
Drunt in der Lobau, wenn ich das Platzerl nur wüßt ...
Wå de Dãnão mid süwanen Oamen umschliingd
s ledsde Schdiggal vån dräümandn Wiin.
wå de Äänsåmkääd wingd,
wå de Nåchdegoi singd
und da Grüü no oiwäü nisd´d in da Grean,
duad låchd is Gligg åos daåsnd Zwäägaln,
duad is da Blia eana Duft så äägn
åm schdüün Woidrånd,
wo i mää Liab gfundn hååb ?
Drund in da Llobååo, wãn i des Bladsal nua wissd,
drund in da Llobååo how i a Maal´l geküüsd;
iare Åogaln woan soo blååo
ois wia de Väägaln in da´r Ååo
auf den wundaschäänan Bladsal in dea Llobååo!
Und de Schdundn san vagångan, mi san bääm Dääch xessn,
und mia håm uns soo liab ghobt.
Und de Vegaln, de håm zwidschad ållä midanånd
uns eana Liad - dass´s ållawäu so bleiwad!
Mia håm unsa schäänsds Meeachän drammd
Mia woan a vazãwad´s Baa´l
des in da Drããumwööd
si fesd umschlungan hoid.
Drund in da Llobååo, wãn i des Bladsal nua wissd, ...
Åwar a Dååg is kumman,
und i bin durchs Wäü´ll gångan
so wiaramoi, wia de Wööd no schää woa,
howi ned åos de Zwäägaln de Nochdegoin schlåågn ghead,
howi de Bleamaln åm Weeg ni/eamma gsäng.
In mään Headsn håd a Säänan brennd,
åås määne Åågn san Dräänan gfoin.
åm schdüün Weegrånd
wo amoi mää Liab gschdåndn is.
Drund in da Llobååo, wãn i des Bladsal nua wissd, ...
05.09.2008 von JoDo
Nachbemerkung:
Der Reiz/Schmää des Wienerischen besteht unter anderem darin, dass man eine bestimmte Sprachebene nicht konstant von Anfang bis zum Schluss durchhält. Das wäre in diesem Fall zumindest unpraktikabel. Sondern: man kann von Satz zu Satz, von Phrase zu Phrase, ja manchmal von Wort zu Wort die Sprachebene wechseln, ohne dass das als störend empfunden würde. (Das ist unsere Variante von "Dialekt/Standard-Kontinuum").
Im speziellen Fall sind es vor allem
1.) Präteritumskonstruktionen, die dem Wiener prinzipiell fremd sind, im Dialekt verwendet man hier durchwegs das Perfekt. Da kannst Du ganz einfach in die Hochsprache wechseln, und das Problem ist gelöst.
2.) Der Reim geht in den meisten Dialektübersetzungen abhanden.
3.) Etliche Wörter (Heimchen = Grille, Dialekt; Grüü) sind nicht austauschbar.
Wenn Du es Dir also unbedingt in den Kopf gesetzt hast, das Lied IM DIALEKT zu singen, dann vergiss nicht darauf ununterbrochen ins "Hochdeutsche" zu changieren und wieder zurück. So ist das im Wienerischen.
vlG
JoDo
06.09.2008 von Brezi
Dir sind zwei Dinge auf einmal geglückt:
1) Einen extrem schweren Hochdeutschtext mit Wiener Einsprengseln in "Volldialekt" übersetzen, wie es kaum besser geht
2) Beweisen, dass das, was du gemacht hast, eigentlich nicht geht.
Es ist ja verrückt, dass wir Wiener Dutzende Ausdrücke für 'besoffen' und für 'vögeln' haben, aber eigentlich keinen exakt passenden für 'küssen' (im Sinne eines french kiss) und 'lieben' (in jedem Sinn, denn auch in einem Satz wie "Wia liebm unsa Österreich" borgen wir uns das Wort 'lieben' aus dem Standarddeutsch)
Und wenn jemand einem Weana Madl oder Buam ein Liebesgeständnis machen will, dann sei auch bei einem gewissen Gspür dafür, wie Wienerisch "funktioniert", dringend davon abzuraten , sich mittels Extrapolation etwas zu "erkonstruieren" und einen völligen Stuss wie "I liab di" zu sagen. Uäähhh ~~~ bibber! . Das schmerzt in Wiener Ohren! Der oder die Angesprochene würde akkurat von Wolke 7 herunterfallen und nur mehr nüchtern sagen: "Gö, du bist oba net von do?!?!".
Nur JoDo, unser Zauberkünstler, kann sogar Kreise quadrieren. Ich gehe allein wegen dieser vergnüglichen Lektüre in ein vergnügtes Wochenende.
Aber im Stillen freue ich mich, dass Leute von auswärts sich für Texte aus unserem Bundesland interessieren, auch wenn das vorliegende Beispiel sicher nichts mit Wiener Tradition odar gar Volksmusik zu tun hat. So klang halt vor vielen Jahrzehnten Austro-"Pop". Aber gestern, als Wolfgang Ambros live vom Donauinselfest auf Radio Wien übertragen wurde, ehrlich gesagt, da ist mir die Ganslhaut schon wein wengerl stärker "iwan Bugl grennt".
07.09.2008 von System1
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Vielen herzlichen Dank für deine Hilfe. Ich arbeite daran und publiziere dann hier das Ergebnis.
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Am achten Tag erschuf Gott die Dialekte. Alle Menschen waren glücklich.
Der Berner sagte: "Bäärndütsch ìsch è Schpraach wy grobs Gryèn, aber o guèthäärzig wy nès auts Chiùcheglüt."
Der Berliner sagte: "Icke hab nenn Wahnsinnsdialekt, wa?"
Der Hanseate sagte: "Moin Dialekt ist dufte, ne!"
Der Hesse sagte: "Babbel net, di Hessa babbeln des best Standarddeutsch!"
Der Kölner sagte: "Hey, du Jeck, mit Kölsch feiert man Karneval!"
Der Sachse sagte: "Ja nu freilisch is äs Sächsisch klosse!"
Nur der Wiener war traurig; für ihn blieb kein Dialekt übrig.
"Scheiss di ned au, Oida," sagte Gott, "dann redst hoid wia I!"
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07.09.2008 von Brezi
Ich danke oberhaenslir dafür. So kann ich dem schon mit Lachen begonnenen Wochenende auch noch einen lustigen Ausklang dazugeben.
LG Brezi