03.03.2010 von Lilo1213
Thema: Dialekt schreiben
03.03.2010 von Lilo1213
03.03.2010 von Lilo1213
Waun ana red't wia eam da Schowi g'wox'n is, ist ja soweit alles in Ordnung.
Nur: wenn man diesen Satz in Worte fassen will wird es zum Fiasko.
Soweit - sogut.
Wann, waun,...
ana,eina, einer,...
red't, red', redet,...
wia, wie, wi,...
eam, eahm,...
da, dea, der,...
Schnowi, Schnobl,Schnob'l, Schnabl, Schnabel,...(Mund)
g'wox'n, g'wax'n, g'wochs'n, g'wachs'n, g'wachsen,...
is, ist,...
dann wird es spannend aus so vielen Worten das richtig herauszufinden,...
ich habe das Glück, einen recht großen Wiener Dialektwortschatz zu besitzen, vor allem Redewendungen, wo ich zur Zeit daran arbeite diese in Textform zu bringen.
Gibt es eigentlich sowas wie ein Wiener Dialektwörterbuch wo es nicht um darum geht, einen Begriff zu erklären, sondern um Rechtschreibung? - Und wer würde dann es korrekturlesen?
ein Auszug daraus:
http://www.bookrix.de/_title-de-lilo1213-in-da-bim
l.g.
Lilo
07.03.2010 von System1
.
Dialekte sind nicht standardisiert und haben deshalb keine von irgendeiner Stelle festgelegte Rechtschreibung.
Ich singe in zwölf deutschen Dialekten (auch Wienerisch) und bin deshalb auf die möglichst genaue Schreibung der Aussprache angewiesen.
Da ich mit der Tastatur die phonetische Schrift nicht schreiben kann, benutze ich die auf der Tastatur verfügbaren Akzente:
Schweiz, Basel:
En alty Gghäbselybyschtoolè,
è Borpmenee, naddyrlig läär,
è Ryssbley ùnd è Stìggly Gghohle,
è Naasduèch, wo gärn suuber wäär.
Schweiz, Bern, Gürbetal:
Èn_auty Chäpslybbyschddolè;
ès Bbòrpmönèè, naddüürlèch läär,
ès Blòfy ùn_ès Schtückly Houzchòlè,
è Nasèlùmpè, wò gäärn subèr wäär.
Schweiz, Bern, Simmental:
Èn_aalty Chäpslybbyschddolè;
ès Bbòrtmènèè, naddüürlèch läärs,
ès Blybyys ùn_è Broèsme Holzchòlè,
è Nasèlùmpè, wò gäärn sufèrè wäär.
.
07.03.2010 von Castor
Waun ana red't wia eam da Schowi g'wox'n is, ist ja soweit alles in Ordnung.
Nur: wenn man diesen Satz in Worte fassen will wird es zum Fiasko.
...
dann wird es spannend aus so vielen Worten das richtig herauszufinden,...
ich habe das Glück, einen recht großen Wiener Dialektwortschatz zu besitzen, vor allem Redewendungen, wo ich zur Zeit daran arbeite diese in Textform zu bringen.
Gibt es eigentlich sowas wie ein Wiener Dialektwörterbuch wo es nicht um darum geht, einen Begriff zu erklären, sondern um Rechtschreibung? - Und wer würde dann es korrekturlesen?
ein Auszug daraus:
http://www.bookrix.de/_title-de-lilo1213-in-da-bim
l.g.
Lilo
Dialekte sind Sprachversionen ohne eigene Schriftsprache. Manchmal wird auch zwischen Dialekten und Mundarten unterschieden, wobei sich die Mundart nur durch die Aussprache unterscheidet. Man hört sie auch, wenn jemand einen Text der Hochsprache liest. Wenn umgekehrt ein Norddeutscher versucht, die Wiener Mundart hochdeutsch zu lesen, klingt das fürchterlich.
Wenn ein Dialekt eine eigene Schriftsprache erhält und diese anerkannt wird, ist es aber kein Dialekt mehr. So entstand etwa Holländisch aus dem Niederdeutschen, wobei es sich kaum anders anhört als dieses.
Um eine Mundart schriftlich festzulegen, muss man Phonetik und Orthografie unter einen Hut bringen. Sie enthält nämlich im Allgemeinen Laute, die in der Hochsprache nicht vorkommen. Manche Sprachen helfen sich durch Buchstabenkombinationen (z. B. sch, ch, sz, sh, lh, ae), andere durch diakritische Zeichen (z. B.´,ˆ,ˇ,˜,¨, °) andere mit Sonderzeichen (ß, Ç, Æ, Ø, Ð). Auslassungszeichen wie in deinem Vorschlägen sind eher fehl am Platz, denn im Dialekt steht dort kein Laut. Und letztlich geht es um eine einheitliche Darstellung des Dialekts, die angenommen wird, damit nicht weitere, eventuell gleichwertige aber andersartige Darstellungen vom Zaun gebrochen werden.
Der oft sehr erweiterte Wortschatz schafft dabei die geringsten Probleme, aber oft unterscheidet sich die Grammatik deutlich von der der Hochsprache, die Formulierungen des Dialekts als schlechten Stil oder schlichtweg als falsch einstuft. Die meisten deutschen Dialekte haben im Vergleich zu Hochdeutsch eine mehr analytische (im Gegensatz zu synthetischer) Prägung, das heißt, es gibt weniger Abwandlungen der Wörter und man verwendet dafür zusätzliche Wörter, meist Vor- und Umstandswörter. So ähnlich lief die Entwicklung vom klassischen Latein zu den roanischen Sprachen.
Dir geht es vielleicht nur um die Rechtschreibung, aber das ist vielleicht der strittigste Teil, wenn man Dialekte schriftlich darstellen möchte. Ich hoffe, dir damit praktische Hinweise gegeben und nicht die Freude an deinem Vorhaben verdorben zu haben.
Viel Erfolg,
Castor
13.03.2010 von Lilo1213
Ich habe die LP "STRASSENMUSIKANT" (Duo Karl Hodina) welche Ende 60/Anfang 70 im Handel erhältlich war. Auf deren Rückseite sind einige Texte.
u.a.: Da is' g'lahnt..., verlass'n, g'stohl'n, Fufz'ger, s',...gass'n,...
Das Auslassungszeichen wurde also schon vor ca. 40 Jahren verwendet.
Sicher - als Wiener ist es einfacher, das Auslassungszeichen sinnvoll zu ersetzten.
Wobei es sich zumeist um das "e" (verlassen), im Fufz'ger (Fufziger) um das "i" handelt, welches ersetzt wird.
is' - ist, selbst wenn hier das "t" mitgesprochen würde, bliebe dies nahezu unbemerkt.
is' d' Franzi - is' da Franz - der Wiener liebt sein "a" und wird es kaum durch ein Auslassungszeichen ersetzten.
um es ein wenig weiterzuführen: Nein, es ist die Franziska: na, 's is' d' Franzi - na, s is d Franzi zu schreiben, würde ich es anders lesen.
l.g.
Lilo
01.04.2010 von Castor
@ Lilo1213
Es ist alles sehr kompliziert. © Fred Sinowatz
Die Auslassungszeichen, die zur Darstellung des Wiener Dialekts oft vewendet werden, beziehen sich eigentlich auf die hochdeutsche Version des Ausdrucks (etwa g'lahnt für gelehnt) und hätten im Dialekt nichs zu suchen, weil dort aus der Sicht des Dialekts nichts ausgelassen wurde. Deshalb würde ich sie in einer einheitlichen Darstellung eines bestimmten Dialekts nicht vorsehen. Auch im Hochdeutschen wurden schon einige Auslassungszeichen wegreformiert, wo der ausgelassene Laut aus der zeitgenössischen Aussprache verschwunden ist und dadurch keine Unklarheit aufkommt. Das t von "ist" ist im Wiener Dialekt ebenso verloren gegangen wie im Englischen.
Das Wort "es" ist ein eigener Fall, weil das e darin oft nicht ausgesprochen wird, manchmal aber doch und dann eher schwer definierbar bis stimmlos wie manch anderer Vokal im Dialekt. Vielleicht wäre da ein eigenes Zeichen angebracht oder ein diakritisches Zeichen. "Da Franz" ist klar, "d Franzi" kommt auch als "de Franzi" vor; das wäre eventuell ein Fall für ein Auslassungszeichen, weil im Dialekt selbst beides vorkommt.
Es kommt noch dicker: Im Dialekt unterscheiden sich bestimmter Artikel und Demonstrationpronomen in der Aussprache: der -> da, dea; die -> d, de; das -> s des. Und "das" ist nicht mit "dass" zu verwechseln, denn ersteres spricht man "des", letzeres "das" aus.
09.04.2010 von takacsbecs
HC Artmann kam "med ana schwoazzn dintn" ganz ohne sonderzeichen aus, seine dialektgedichte waren aber schwer lesbar. Vermutlich deshalb, weil wir gewohnt sind, geschriebene sprache nicht phonetisch sondern hochdeutsch zu lesen.
z.B. kindafazahra
kölaschdiang, kölaschdiang, dreimoe deafst rodn ...